Lebensmittelverschwendung ist negativ behaftet. Nicht nur, weil nahrhafte „Mittel zum Leben“ im Müll landen, die andere Menschen satt machen könnten – was vor dem Hintergrund von 690 Millionen hungernden Menschen weltweit besonders dramatisch erscheint. Sondern auch, weil mit jedem weggeworfenen Lebensmittel wertvolle Ressourcen wie Wasser, Energie, Arbeitskraft etc. verloren gehen. Diese Verschwendung von Ressourcen hat auch einen Einfluss auf die Klimabilanz und bekommt somit eine noch größere Tragweite.
Nach Schätzungen der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (Food and Agriculture Organization, FAO) wird ein Drittel der weltweit produzierten Lebensmittel verschwendet oder geht verloren [1]. Dabei werden auf jeder Stufe der Wertschöpfungskette eines Lebensmittels wertvolle Ressourcen vernichtet. Einig ist sich die Wissenschaft darin, dass die Reduzierung von Lebensmittelabfällen eine wichtige Option zur Eindämmung des Klimawandels ist [2].
Lebensmittelverluste entlang der Wertschöpfungskette
Die Landwirtschaft steht als Produzent zu Beginn der Wertschöpfungskette und nimmt insofern eine besonders wichtige Rolle ein: Sie ist für 22-24% der direkten und indirekten menschengemachten Treibhausgasemissionen und 56% der CO2 Äquivalente (wie Methan) verantwortlich, die teilweise sogar noch schädlicher sind als Kohlenstoffdioxid [3]. Diese Treibhausgase entstehen u.a. durch den Verbrauch von Treibstoff für Maschinen, den Verbrauch von Wasser und Boden sowie den Methanausstoß von Kühen. Nachdem die Lebensmittel produziert und geerntet wurden, legen sie (oft sehr weite) Transportwege zurück. Das bedeutet also erneut Verbrauch von Treibstoff für Fahrzeuge sowie für Kühlung, damit die Lebensmittel frisch und haltbar bleiben. Auf der Stufe der Verarbeitung entstehen wiederum Treibhausgase durch Verpackungsmaterial und Strom für die Verarbeitung der Primärprodukte. Auch wir Konsument*innen tragen zum CO2 Ausstoß bei durch Transportwege, die wir beim Einkaufen zurücklegen oder bei der Zubereitung von Lebensmitteln. Dies trifft natürlich ebenfalls auf Restaurants und andere gastronomische Betriebe zu.
Foto: Samuel Faber from Pixabay
Was also können wir tun mit dieser Erkenntnis?
Es gibt eine große Bandbreite an politischen Rahmenbedingungen, die geeignet wären, eine Reduzierung von Lebensmittelverschwendung zu fördern. Darüber hinaus können aber auch wir als Konsument*innen etwas tun. Und wir sollten es: denn die meisten Studien sind sich darin einig, dass in privaten Haushalten der größte Teil von Lebensmittelverschwendung stattfindet. Laut einer Studie des Thünen Instituts entstehen dort 52 % der Lebensmittelabfälle, was etwa 75 kg pro Kopf im Jahr 2015 entspricht [4].
Lebensmittelverschwendung im Privaten einzuschränken, ist gar nicht so schwierig. Es gibt Initiativen wie “foodsharing e.V.” oder die App “Too good to go”, die sich zum Ziel gesetzt haben, Lebensmittelverschwendung zu bekämpfen und Menschen (dadurch) miteinander zu vernetzen. Wir können uns aber auch direkt vernetzen, indem beispielsweise in der Nachbarschaft oder im Freundeskreis Lebensmittel geteilt werden. Gemeinsame Mahlzeiten machen nicht nur mehr Spaß, sondern haben auch einen positiven Einfluss auf die Wertschätzung der Mahlzeiten und Lebensmittel im Allgemeinen, was ein wichtiger Hebel ist – und sich direkt in einer verringerten Lebensmittelverschwendung niederschlagen kann. Auch beim individuellen Einkauf können wir als Konsument*innen darauf achten, nur so viele Lebensmittel zu kaufen, wie wir konsumieren können und sensibel dafür sein, was in den Einkaufskorb kommt. Klimafreundliche Produkte stammen in der Regel aus pflanzlicher Basis, sind regional erzeugt und saisonal ausgewählt.
Um Lebensmittelverschwendung auch in den Küchen der Außer-Haus-Verpflegung anzupacken liefert der Verein “United against Waste” praxistaugliche Lösungen. Neben Abfallanalysen werden Maßnahmen und Handlungsmaßnahmen entwickelt, sowie die Vernetzung relevanter Protagonist*innen vorangetrieben. Auch auf der Plattform “Lebensmittelwertschätzen” des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft werden good practice Beispiele zur Verringerung von Lebensmittelverschwendung in der Außer-Haus-Verpflegung aufgeführt, die als Orientierung dienen können. Um die Klimabilanz ihrer Gerichte zu verbessern, können Gastronomien ferner klimafreundliche Gerichte anbieten, diese besonders auszeichnen und darüber aufklären welchen Hebel unsere Ernährung auf den weltweiten Treibhausausstoß hat.
Einfache Tipps für den Alltag:
Beim Thema Lebensmittelverschwendung sind also wir alle gefragt. Deswegen wollen wir ein paar Ideen an die Hand geben:
- Versuchen beim Kochen so viele Teile von Lebensmitteln wie möglich zu verwerten. Dadurch tuen sich viele neue und leckere Möglichkeiten auf.
- Wenn absehbar ist, dass frische Lebensmittel (aus zeitlichen Gründen oder wegen der Speiseplanung) nicht gegessen oder verwertet werden können, kochen oder einfrieren oder anders verwerten wie beispielsweise in einem Aufstrich, Saft.
- Nicht von verformtem oder kleinem Obst und Gemüse abschrecken lassen – die inneren Werte zählen.
- Darauf achten, dass die Lebensmittel richtig gelagert werden. Außerdem Ordnung im Kühlschrank machen, damit alle Lebensmittel gut sichtbar sind und nicht vergessen werden.
- Mahlzeiten bedarfsgerecht planen.
- Auf die Sinne verlassen, kreativ sein und den Lebensmitteln einen angemessenen Wert beimessen: sie sind nicht weniger als Mittel zum Leben.
Weitere Inspirationen unter anderem zu finden bei den Initiativen: foodsharing e.V.; Too good to go; United Against Waste e.V.; Lebensmittelwertschätzen
Quellen:
Beitragsbild: Erik Wiersma; pixabay.com
[1] FAO (2011): Global food losses and food waste – Extent, causes and prevention; FAO: Rome, p 38.
[2] Dorward, L. J. (2012): Where are the best opportunities for reducing greenhouse gas emissions in the food system (including the food chain)? A comment, Food Policy 37, pp 463-466.
[3] Smith, P. et al. In Climate change (2014): Mitigation of climate change. Contribution of working Group III to the fifth assessment report of the Intergovernmental Panel on Climate Change; Edenhofer, O., Eds.; Cambridge University Press: Cambridge and New York, 2014; Chapter 11, pp 1−179.
[4] Schmidt T, Schneider F, Leverenz D, Hafner G (2019): Lebensmittelabfälle in Deutschland – Baseline 2015. Braunschweig: Johann Heinrich von Thünen-Institut.
Der Beitrag erschien zuerst auf www.klimateller.de