Ökologische vs. regenerative Landwirtschaft

Der Begriff „Bio“ ist in aller Munde und man könnte sich fragen: Haben wir mit ökologischer Landwirtschaft nicht schon die Lösung für zukünftige Ernährungssicherheit gefunden? Wofür braucht es jetzt eine regenerative Landwirtschaft?

Die ökologische Landwirtschaft basiert auf vier ethischen Prinzipien: Gesundheit, Ökologie, Gerechtigkeit und Sorgfalt. Diese geben eine Orientierung und Leitlinie für ökologisch wirtschaftende Betriebe und resultieren aus der Vision einer „alternativen“ Lebensführung und Landwirtschaft. Der Fokus der ökologischen Bewirtschaftung liegt auf einer nachhaltigen Lebensweise und der Erzeugung hochwertiger Lebensmittel. Dabei orientieren sich die Erzeuger*innen an folgenden Grundsätzen: Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit, biologische und ökologische Maßnahmen, Verzicht auf externe Betriebsmittel und eine artgerechte Tierhaltung.

Reicht ökologischer Landbau?

 Ob und inwieweit der Öko-Landbau allein die Ernährungsversorgung der zukünftigen Weltbevölkerung sicherstellen kann, ist in Wissenschaft und Praxis stark umstritten. So kann die ökologische Landwirtschaft dazu beitragen, Böden resilienter zu machen und damit eine mögliche Anpassungsstrategie an den Klimawandel darstellen. Andererseits wird ihr vermehrt vorgeworfen, mehr Fläche zu benötigen bei geringeren Erträgen und sich immer stärker zu „konventionalisieren“. Eine Alternative bietet die regenerative Landwirtschaft. Die beiden Landwirtschaftsansätze überschneiden sich in bestimmten Gesichtspunkten hinsichtlich ihrer Ziele und Praktiken, unterscheiden sich jedoch in ihren Prioritäten, Ausrichtungen und Umsetzungen.

Der Öko-Landbau ist eine bereits stark etablierte Landwirtschaftsform und sowohl in Praxis als auch in Forschung deutlich ausgereifter. Durch seine Entstehung in Mitteleuropa wird auch in Deutschland seit Jahrzehnten in diesem Bereich geforscht und getestet. Die regenerative Landwirtschaft hingegen ist erst in den 1970er Jahre in den USA entstanden. Im Gegensatz zur ökologischen Landwirtschaft, gibt es bisher keine einheitlichen oder verbindlichen Regeln. Zum Vergleich: weltweit gibt es in etwa 1,7 Millionen ökologische Erzeuger*innen, während nur einige Hundert Landwirt*innen regenerativ wirtschaften. Jedoch erlebt die regenerative Landwirtschaft – nicht zuletzt durch die theoretische Speicherfähigkeit von Kohlenstoff in Böden – gerade einen wahren Boom.


Bei der regenerativen Landwirtschaft steht der Boden im Mittelpunkt (Foto: sdx15/stock.adobe.com)

Verbesserung statt Erhaltung

Während der Öko-Landbau insbesondere die Erhaltung anstrebt, zielen regenerative Praktiken auf Verbesserung und Wiederaufbau ab. Mithilfe von regenerativer Landwirtschaft sollen also Böden verbessert und Biodiversität erhöht und somit ursachenbezogen gewirtschaftet werden, anstatt reine Symptombekämpfung zu betreiben. Oberstes Ziel für regenerative Landwirt*innen ist es, die optimalen Rahmenbedingungen zu schaffen, damit sich die Böden selbst regulieren können. Mehr zu regenerativer Landwirtschaft könnt ihr hier erfahren.

Titelbild: henry_be on Unsplash

Quellen:

FAO (Food and Agriculture Organization of the United Nations) (2013): Resilient Livelihoods: Disaster Risk Reduction for Food and Nutrition Security Framework Programme. http://www.fao.org/3/i3270e/i3270e.pdf

Malek, et al. (2019): Explaining the global spatial distribution. http://doi.org/10.1016/j.agsy.2019.102680

Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen (2015): Prinzipien des ökologischen Landbaus. https://www.oekolandbau.nrw.de/fachinfo/umstellung/wissenswertes/2015/prinzipien-des-oekologischen-landbaus

Regeneration International (o. J.): Regenerative farm map. https://regenerationinternational.org/regenerative-farm-map

Seidel, C., Heckelei, T., Lakner, S. (2019). Conventionalization of Organic Farms in Germany: An Empirical Investigation Based on a Composite Indicator Approach. Sustainability, 11 (10), 2934.

Von Koerber (2018): Definition Regenerative Landwirtschaft. Ansätze, Verfahren Initiativen. http://www.flexinfo.ch/Regeneration/Definition_RL.pdf

Wani, Chand, Najar and Teli (2013): Organic Farming: As a Climate Change Adaptation and Mitigation Strategy. Current Agriculture Research Journal, 1(1), 45 – 50. http://dx.doi.org/10.12944/CARJ.1.1.06

Zinke, agrarheute (2020): Regenerative Landwirtschaft – das bessere Bio oder Humbug? https://www.agrarheute.com/management/betriebsfuehrung/regenerative-landwirtschaft-bessere-bio-humbug-575587

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